Aktuelle Methoden zur Kartierung der Vegetation in der Antarktis unterschätzen systematisch die Pflanzenwelt, insbesondere in Regionen, die von dunkel gefärbten Flechten dominiert werden. Eine neue Studie, die in The Innovation veröffentlicht wurde, zeigt, dass diese Unterschätzungen in bestimmten Gebieten bis zu 90 % betragen können, was regionale Analysen verzerrt und genaue Ökosystembewertungen behindert.
Das Problem mit dunklen Flechten
Die von Wissenschaftlern des Aerospace Information Research Institute of the Chinese Academy of Sciences (AIRCAS) und des argentinischen Center for Advanced Studies in Earth Sciences and Biodiversity (CADIC-CONICET) gemeinsam durchgeführte Forschung zeigt einen kritischen Fehler in herkömmlichen optischen Fernerkundungstechniken auf. Mit diesen Methoden ist es schwierig, dunkel gefärbte Flechten zu erkennen, die einen erheblichen Teil der antarktischen Vegetation ausmachen.
Insbesondere ergab die Studie, dass die Vegetationsbedeckung auf den südlichen Shetlandinseln in niedrigeren Breiten um etwa 31,5 % unterschätzt wird, wobei dunkle Flechten 73 % dieser Diskrepanz ausmachen. In höheren Breitengraden der nordöstlichen Antarktischen Halbinsel können Flechten bis zu 90 % der gesamten Vegetation ausmachen, werden jedoch häufig fälschlicherweise als nicht bewachsene Gebiete klassifiziert.
Quantifizierung der „unsichtbaren Vegetation“
Die Forscher integrierten ihre Beobachtungen in einen neu veröffentlichten Geodatensatz zur Flechtenverteilung, um das Ausmaß der Kartierungsfehler zu quantifizieren. Ihre Analyse ergab, dass dunkel gefärbte Flechten durchschnittlich 54 % der antarktischen Flechtengemeinschaften ausmachen. Dieser Anteil variiert geografisch und liegt in niedrigeren Breiten bei über 40 % und in höheren Breiten bei nahezu 80 %.
Je höher der Anteil dunkler Flechten, desto stärker fällt die Unterschätzung aus. Dadurch entsteht ein räumlich verzerrter Fehler, der überregionale Vegetationsanalysen verzerrt und genaue Bewertungen sowohl der Vegetationsverteilung als auch der Ökosystemdynamik erschwert.
Warum das wichtig ist
Die Unterschätzung der Flechtenbedeckung hat umfassendere Auswirkungen auf das Verständnis antarktischer Ökosysteme. Flechten spielen eine entscheidende Rolle bei der Bodenbildung, dem Nährstoffkreislauf und der Bereitstellung von Lebensraum für Wirbellose. Ihre Unterrepräsentation in Vegetationskarten kann zu ungenauen Einschätzungen der Artenvielfalt, der Kohlenstoffspeicherung und der Anfälligkeit von Ökosystemen gegenüber dem Klimawandel führen.
Die Studie unterstreicht den Bedarf an verbesserten Fernerkundungstechniken, mit denen dunkel gefärbte Flechten genau erkannt werden können, beispielsweise durch die Verwendung alternativer Spektralindizes oder die Integration von Daten mehrerer Sensoren. Ohne diese Verbesserungen werden Vegetationskarten weiterhin ein verzerrtes Bild der antarktischen Ökosysteme zeichnen.
„Die systematische Unterschätzung der Flechtenbedeckung schafft einen kritischen blinden Fleck in unserem Verständnis der antarktischen Vegetationsdynamik“, schlussfolgerten die Forscher. „Eine genaue Kartierung ist für eine wirksame Erhaltung und Bewirtschaftung in dieser sich schnell verändernden Umwelt unerlässlich.“











































