Seit Jahrzehnten sind afrikanische Wälder – insbesondere der riesige Regenwald im Kongo – eine wichtige globale Kohlenstoffsenke und absorbieren erhebliche Mengen CO2 aus der Atmosphäre. Es ist jedoch eine neue Realität aufgetaucht: Afrikanische Wälder stoßen jetzt mehr Kohlendioxid aus, als sie absorbieren, eine grundlegende Veränderung, die die globalen Bemühungen, Netto-Null-Emissionen zu erreichen, erschwert. Diese Verschiebung stellt eine gefährliche Rückkopplungsschleife dar, die zum Ausgleich schnellere Reduzierungen der Emissionen fossiler Brennstoffe erfordert.
Der Wendepunkt: Von der Senke zur Quelle
Zwischen 2007 und 2010 gewannen die afrikanischen Wälder an Biomasse und entzogen so effektiv CO2 aus der Atmosphäre. Bis 2011 kehrte sich der Trend um. Von 2011 bis 2017 verloren die Wälder des Kontinents jährlich 106 Millionen Tonnen Biomasse – das entspricht etwa 200 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr. Der Hauptgrund dafür ist die Abholzung, insbesondere im Regenwald des Kongo.
Der Kongo-Regenwald, der nach dem Amazonasgebiet der zweitgrößte ist, absorbierte einst schätzungsweise 600 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Aufgrund der Abholzung und des Bergbaus nimmt diese Absorption jedoch rapide ab. Damit verliert der Planet einen wichtigen natürlichen Verbündeten bei der Eindämmung des Klimawandels.
Daten und Vorbehalte: Den Wandel messen
Die Forscher nutzten Satellitendaten, um die Waldbiomasse zu bewerten, indem sie die Farbe, den Feuchtigkeitsgehalt und die Höhe des Blätterdachs analysierten. Obwohl diese Messungen umfassende Erkenntnisse liefern, ist die Genauigkeit umstritten. Simon Lewis vom University College London weist darauf hin, dass Satellitendaten nicht zuverlässig zwischen Baumarten unterscheiden können, was bedeutet, dass Schätzungen der Kohlenstoffabsorption ungenau sein können. Ein dichtes Hartholz speichert viel mehr Kohlenstoff als leichteres Holz, und dieser Unterschied ist wichtig.
Die Studie berücksichtigt auch nicht vollständig die Torfgebiete des Kongo, die rund 30 Milliarden Tonnen alten Kohlenstoff speichern und jährlich eine kleine Menge CO2 absorbieren. Das Gesamtbild ist wahrscheinlich noch besorgniserregender.
Der breitere Kontext: Amazonas vs. Afrika
Auch im Amazonas-Regenwald gab es Phasen, in denen er mehr CO2 ausstieß als er aufnahm, doch in Brasilien hat sich die Entwaldungsrate dank jüngster Maßnahmen der Regierung verlangsamt. Im Gegensatz dazu nimmt die Entwaldung in der Demokratischen Republik Kongo zu. Dies macht die Lage in Afrika besonders dringlich.
Die Gründe für diesen Trend sind komplex: Verarmte Bauern roden Regenwald für die Landwirtschaft und illegaler Holzeinschlag durch ausländische Unternehmen vernichtet wertvolle Laubbäume. Das Problem ist systemisch und nicht nur umweltbedingt.
Finanzlösungen: Die Tropical Forests Forever-Einrichtung
Auf dem jüngsten COP30-Klimagipfel schlug Brasilien die Tropical Forests Forever Facility vor – einen Fonds, der tropische Länder für den Erhalt ihrer Wälder bezahlen würde. Die Idee besteht darin, einen finanziellen Anreiz für den Naturschutz zu schaffen und Länder für jeden verbleibenden Hektar Wald zu belohnen. Die derzeitige Finanzierung bleibt jedoch weit hinter dem Ziel von 25 Milliarden US-Dollar zurück. Bisher wurden lediglich 6,6 Milliarden US-Dollar zugesagt.
Forscher vermuten, dass dieses Modell effektiver sein könnte als Emissionsgutschriften, denen es oft an Glaubwürdigkeit mangelt und die keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern.
Die Umkehrung der Kohlenstoffbilanz der Wälder Afrikas ist eine deutliche Warnung. Um eine weitere Beschleunigung des Klimawandels zu verhindern, muss die Welt die Emissionen fossiler Brennstoffe schneller drastisch reduzieren und sicherstellen, dass Initiativen wie die Tropical Forests Forever Facility angemessene Mittel erhalten. Die Zukunft des Planeten hängt davon ab.












































